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«Gerüstarbeiter», 1949
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«Arbeiterfamilie»
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«Aus einer Bauernstube», 1934
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«Aus einem Berghause», 1935
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«Strassenszene», 1935
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«Heimkehrende Arbeiter», 1932
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«Freizeitbeschäftigung»
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«Der schwere Stein», 1946

Gezeichnet habe ich, bevor ich begriff, was diese Beschäftigung bedeuten kann. Später lernte ich auch schreiben; ich kann aber auch heute noch nicht behaupten, dass in mir irgend etwas ist, das mich dazu anhält, es zu tun. Zeichnen - da liegt der Antrieb in mir drinnen.

Später ging ich 4 Jahre in München an die Akademie der bildenden Künste, zuerst sehr zaghaft, dann so berechtigt wie die andern & zuletzt überdrüssig & ausgehungert. Ich kam zurück nach Zürich hier blieb ich & versuchte (Fuss) zu fassen. Ich bin ein Arbeiterkind bin immer Arbeiter gewesen & bin es geblieben.

In meinem Innern sitzt die Einsicht, dass es nützlich notwendig sei, etwas zu schaffen, etwas zu erschaffen. Es soll etwas geformt werden, das vorher nicht auf der Welt war & das einen Wert darstellt.

Das Material, das ich kennen & lieben lernte & mit dem ich mich mitteilen kann, ist das Holz, das in der Natur gewachsene Holz, das eine Lebensgeschichtehat & das willig mitmacht wenn man es anzusprechen weiss. Man muss sich mit ihm anfreunden. Wer mit ihm arbeitet, erlebt alles, was möglich ist. Man muss Ausdauer haben, Geduld, sich durchsetzen, nachgeben, auch wieder beharren; man muss lernen, wie man es behandeln soll. Es handelt sich eben um ein lebendiges Material.

m Holzschnitt kann man alles ausdrücken, wenn man etwas mitteilen will, wenn man etwas aufzuzeigen hat.

Jede Zeitepoche hat ihre eigenen Motive & ihre persönliche Sprache. Man erkennt rasch, in welches Jahrzehnt ein Schnitt gehört. Heute schneidet man keine Strichzeichnungen mehr in Holz, die Zeichnung soll im Holz entstehen, in die Holzoberfläche vertieft werden & zwar durch den Künstler selber. Es gibt keine Arbeitsteilung mehr. Menzel zeichnete noch seine Motive in Strichlagen auf die Holzplatte & der Holzschneider- ein Kunsthandwerker - schnitt die feinsten, kleinsten Flächen zwischen den Strichen aus der Oberfläche heraus.

Um einen Strich zu bekommen, muss man zwei Schnitte parallel schneiden. Der Grat der stehen bleibt, ergibt den Strich. Schnitte nebeneinander erzeugen eine Schraff ur. Wenn man kreuzweise schneidet, wird die Schraffur aufgehellt. Wo nicht geschnitten wird, bleiben schwarze Flächen stehen. Wenn man die Holzfläche schwarz eingefärbt hat & in diese schwarze Fläche schneidet, kann man prüfend sehen, was man geschnitten hat. Aber was einmal geschnitten ist, kann nicht mehr (radiert) oder wieder zugedeckt werden. Man ist also gezwungen, entschlossen & konzentriert zu arbeiten. Es ergibt sich, dass man nur das in Holz schneiden kann, was man kennt: was man auch mit dem inneren Auge gesehen hat.

Holzschnitte sind handgeschriebene Briefe. Mit Holzschnittmaschinen macht man keine ursprünglichen Schnitte: Das gibt nur diktierte Blätter. So muss der Holzschnittmacher ein Handarbeiter sein & bleiben.

Darum schneidet der Künstler seine Schnitte selber. Von Anfang an weiss er, wie der Schnitt werden soll & was er darstellen will. Aber er lässt ihn im Holz entstehen. Er heilt die schwarze Holzfläche auf. Mit jedem Schnitt wird sie heller, lichter & er muss entscheiden, wann er sein Anliegen genügend im Lichte dargestellt hat.

 

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