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Als ob ich oben wäre, einen Berg aufbaute... Bild für Bild das selbe Bild.. Schnitte mit mir und Wasser und Eis und Wolken, kurzzeitlich verspannt... Über das GPS-Satellitensystem verortet. Die Lage des Flugzeugs wird auf dessen Bordbildschirm angegeben... An einem Fenster neben dem. Flügel. sitzend, eingepfercht zwischen anderen Passagieren. In die mitgebrachten Holzbretter schneidend, was ich sehe mit den beiden sich im doppelverglasten Bullauge spiegelnden Augen... Scharfe Werkzeuge markieren im Holz Sichten nahe an der Überschallgeschwindigkeit. Bruno Murer, 15.6.2000

Das Fliegen blieb lange ein Traum, war kurze Zeit ein Abenteuer und ist heute nur mehr Routine. Und trotzdem, der Mensch ist, kein Wesen der Luft, sein Element ist die Erde. Das Fliegen; wird für ihn stets etwas Aussergewöhnliches bleiben. Eben dieses Aussergewöhnliche macht das Werk von Bruno Murer zum Thema - auf aussergewöhnliche Weise.

Erstmals in seinem Schaffen bedient sich Bruno Murer in diesem Zusammenhang des Holzschnitts. Was zunächst als denkbar ungeeignet erscheint, erweist sich unter seiner Hand als treffliche Wahl. Durch den spürbaren Wider stand des Materials werden die gegrabenen Linien der art dynamisiert, dass nicht nur ein unmittelbares Gefühl der Geschwindigkeit entsteht, sondern auch das Bedürfnis nach Verortung einen geradezu dringlich-dramatischen Aus druck findet. Durch die gewaltige Beschleunigung wird die natürliche Orientierung nämlich verunmöglicht, was den Menschen. zwangsläufig in eine Grenzsituation führt und ihn seine Gefährdung körperlich erfahren lässt.

Die paradoxe Situation, nicht definierte, sozusagen ortlose Räume oder Unorte ins Bild setzen zu wollen sowie die schnelle Veränderung der Ausblicke aus dem Flugzeug führen Murer zu einer untypischen, ganz eigenen Verwendung der Holzschnitt-Technik. Da es weder einen Ort noch Dauer gibt, verbietet sich für ihn die Überarbeitung einer Platte. Vielmehr reiht er, immer neu beginnend, Brett an, Brett, Bild an Bild, wobei alle Unikate sind, so dass ein Band entsteht, eine Reihe von flüchtigen, ja verzweifelten Momentaufnahmen, die als Ganzes so etwas wie die bildnerische Vergewisserung darstellen, dass für diesmal alles gut ging.

 

Urs-Beat Frei

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