couverture
image 1
image 2
image 3
image 4
image 5
image 6
image 7
image 8

Der Klosterbereich als Gestaltungsaufgabe
Der klösterliche Bereich (Kloster Engelberg) als Ort künstlerischer Inspiration stellt für den, der sich als Mönch in dieser geographischen und geistigen Landschaft bewegt, eine doppelte Herausforderung dar: Sein Leben als Mönch und Kunstschaffender muss ihm so gelingen, dass es eine glaubhafte Einheit bildet. Das monastische Leben bringt so etwas wie eine Konstante, einen Hintergrund, vor dem sich die Auseinandersetzung im malerisch-zeichnerischen Bereich abspielt. Dabei kann es nicht um Illustration gehen, aber auch nicht um weltfremde Vision. Der Klosterbereich ist ein kleiner Kosmos mit Höhen und Tiefen, Licht und Schatten. Der Holzschnitt als graphisches Mittel kann den eigenartigen Ausdruck dieses Kosmos als Schrift aufnehmen. Er lässt genügend Offenheit zu, um Einblick zu bieten. Er zeigt Gestalten im Arbeitsprozess, in der Begegnung, berührt Architektonisches und Landschaftliches. Das ist keine heile Welt, aber auch nicht eine finstere, vielmehr ein Ort des Geschehens, das dem Licht offen steht, dem Wechsel der Tageslichter und zugleich den Trägern eines dem spirituellen geöffneten Lebensbezirks.
Wer sich – wie in meinem Fall – dieser Welt als Kunstschaffender verschreibt, spürt über Jahrzehnte hinweg das Gleichbleibende seiner Thematik und seines Vokabulars, was bestätigen, aber auch bedrängen kann. Er erblickt in dieser seiner Klosterthematik die Chance einer gewissen Einmaligkeit und singulären Ausdrucksform, weiss aber auch um die Gefahr des sich selbst genügenden Gleichschritts. Gerade die traditionelle Form des expressiven Holzschnitts signalisiert diesen Konflikt. Die vorliegenden Arbeiten weisen denn auch eher auf den Zeichner als auf den Maler hin, sind insofern mehr dem Linearen als dem Flächigen verpflichtet. Das mag nachteilig erscheinen, hat aber auch den gewissen Reiz, dass nämlich im flimmernden Raum der Auskerbungen gerade das stärker zum Tragen kommt, was den Klosterbezirk als architektonische und gemeinschaftliche Anlage prägt: der Wechsel von Licht und Schatten.

 

Eugen Bollin

Facebook Instagram