couverture
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gravure sur bois, 2017, 69.5 x 49.5 cm
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gravure sur bois, 2017, 69.5 x 49.5 cm
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gravure sur bois, 2017, 69.5 x 49.5 cm
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gravure sur bois, 2017, 69.5 x 49.5 cm

Héritage

 

Fällt die grosse Geschichte weg, die unseren Blick auf eine künstlerische Arbeit oft so stark bestimmt, beginnen wir nach den kleineren Erzählungen zu suchen. Was aber, wenn man gar nicht gewillt ist, uns etwas zu erzählen? Lesen unsere Augen dann nicht oft nur unsere ureigenen Geschichten?

Wir glauben eine bewegte Frau zu erkennen, hören das Schweigen des grossen Vogels im Walde, riechen das geschwungene M auf dem Korken des weissen Merlots und sehen die zu Kringeln geschälte Haut eines Apfels unter seine Kerne fallen.

Doch reissen wir uns los, reiben wir uns die Augen, unsere Sinnestrübungen haben den klaren Blick auf die vor uns liegende Arbeit verstellt.

Die Kalligrafie lehrt uns, dass die ästhetische Ausgewogenheit vor der Leserlichkeit kommt, dass das Zeichen über der Erzählung steht. So sehen wir denn nun Abbreviaturen und Ligaturen, Verkürztes und Verschlungenes. Wir sehen geschwungene Linien, kräftige Striche, Punkte. Verbundenes und Losgelöstes. Wir erkennen nicht lesbare Schriftzeichen, impulsiv gesetzt. Wir sehen das Bild, nicht den Text, weder grosse noch kleine Geschichten.

Wobei: Als wir kürzlich in der Papeterie die Filzstifte ausprobierten, haben wir da nicht auch ähnlich unleserliche Zeichen auf den Notizblock gekritzelt?

Also doch. Wir können nicht aus unserer Haut, im Kern sind wir immer die Erzähler unserer eigenen Geschichten.

 

Christoph Zollinger

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