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linogravure, 2022, 69.5 x 49.5 cm
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linogravure, 2022, 69.5 x 49.5 cm
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linogravure, 2022, 69.5 x 49.5 cm
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linogravure, 2022, 69.5 x 49.5 cm

Halbdrachen & Halbmonde

 

Halb ist nicht ganz.
Da schwingt leichte Enttäuschung mit.
Etwas ist beinahe gelungen, es bleibt unfertig, unvollständig, gar unvollkommen. Halb trägt aber auch das Volle in sich – einen von zwei gleichen Teilen eines Ganzen ausmachend.
Diese Entität muss mit Absicht zerschnitten, geteilt worden sein.
Um das Einzelne zu ergänzen, neues Ganzes schaffen zu können.
Das Verb «halbieren» ist im Deutschen zuerst für die im frühen 13. Jahrhundert nach damaliger französischer Mode aus zwei Stoffen unterschiedlicher Farbe gefertigte Kleidung üblich.
Halb einem Mangel geschuldet, halb aus Erfindungsgeist entstanden.
Dank Teilung werden neue Einheiten ermöglicht.
Teile zusammenfügen bedeutet auch den Bedeutungskreis erweitern.
Wenn etwas «beinahe», «fast» zutrifft, aber eben nicht ganz, lässt es nicht zuletzt auch eine Deutungsfreiheit zu.
Marschieren da Sportwettkämpfer auf einer Spartakiade auf?
Oder eher Reihen russischer Revolutionäre.
Aber nicht im strengen Takt, eher im gleichmässigen Rhythmus.
Halbe Kreise, aber in zwei Grössen, Dreiecke, an Drachenflieger erinnernd, jedoch nur zur Hälfte ausgefüllt, überdecken einander in Reihung, Ordnung, Wiederholung.
Keine Variante ist gleich.
Halb ist das zugrundeliegende Muster erkennbar, halb treffen die Formen aufeinander. Halbe Gesetzmässigkeit versus ganze Spielerei.
Zwei Grundmuster, aus gleichen Teilen einer Form, in zwei Farben kombiniert.
Ganz ist der Satz aus Hälften.

 

Alexandra Barcal

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