Bild Umschlag
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«Urbanídeos - Stadt», 1985
Bild Seite 2
«Futebol-totó - Fussball-Toto», 1986
Bild Seite 3
«Praia - Strand», 1995
Bild Seite 4
Bild Seite 5
«Dormadora de cães e gatos - Hunde- und Katzendompteur», 1996
Bild Seite 6
«Madame cega e seu cachorrinho vão às compras - Blinde Frau und ihr Spielzeughund gehen einkaufen», 1996
Bild Seite 7
«Casal entre flores - Paar zwischen Blumen», 1997

1996 realisierte Rubem C. Grilo im «Centro Cultural do Banco do Brasil» eine Ausstellung, welche 521 Miniatur-Holzstiche sowie 90 verschiedene Holzstöcke vereinte.
Präsentiert in einer Linie wie ein ununterbrochener Fries der sich über alle Wände des Raumes hinwegzieht, bedeuten diese Mlnlxylograflen mit Variationen von wiederkehrenden Formen (Schere, Korkenzieher, Kelch, Tabakpfelfe, usw.) für den Künstler «einen Prozess der Suche und inneren Entwicklung, ein Nachdenken über die grafische Sprache». Zudem war es auch ein Ausdruck seines Nonkonformismus mit der Entpersönlichung in der aktuellen Kunst, als Spiegel der technologischen Gesellschaft.
Nicht von ungefähr hat er Im Katalog der Ausstellung geschrieben: «Wir leben in einer Welt bezaubert von der Leichtigkeit und der Effizienz der Technik. Diese Arbeiten sind ein Lobgesang auf die Arbeit von Hand und Auge». Zweifellos eine Hymne auf die beiden natürlichen Werkzeuge, welche dem Menschen die engste Verbindung mit seinem schöpferischen Werk sichern.
Wie man weiss, hat die Industrialisierung den Handwerker zum Arbeiter gemacht und ihn von seinem Werk entfremdet. Mit der technischen Entwicklung hat die Entfernung zwischen der Hand und dem Produkt der Arbeit in einem solchen Masse zugenommen, wie es sich Ruskin oder William Morris nie vorgestellt hatten.
Der Holzstich, eine der ältesten Techniken für die Schaffung und Repro duktion von Bildern, könnte heute gegenüber Computer und Laser drucker als vorsintflutlich erscheinen. Deshalb stellt Grilo in seinen Mlnlxylografien der technischen Simplizität die handwerkliche Schwierigkeit gegenüber, und setzt der Serienproduktion das individuelle Werk entgegen. Diese Individuallsierung wird durch die Vielfältigkeit der Form eines jeden Objektes betont.
In dieser Weise drückt sich der Konflikt zwischen dem ästhetischen Konzept des Künstlers und der technologischen Gesellschaft aus. Aber das Werk von Rubem Grilo beschränkt sich nicht auf diesen Konflikt: er hat ihn aufgenommen und benützt ihn, um die Beherrschung über die Sprache der Grafik zu vertiefen und sie zu erneuern. Und dies ist der Prozess den wir begleiten können, in grösserem Massstab, in den Holz stichen der grossen Formate, wie die hier gezeigten. Darin manifestiert sich die Kreativität eines starken Zeichners und hervorragenden Holz schneiders, der es versteht mit jedem Strich, jeder Linie, jeder Form, Ausdruck zu gewinnen, dem Beispiel von Oswaldo Goeld! - Meister der brasilianischen Xylografie - folgend, von dem er den Respekt vor der Reinheit des Holzes geerbt hat, wie die ethische Forderung sich mit einem Minimum an Hilfsmitteln auszudrücken.
Jeder von Grilos Holzstichen Ist immer wieder eine Blossstellung dessen, was in der Gesellschaft an Negativem vorkommt, sei es Gewalt, Wett eifer oder Lächerlichkeit; darüber hinaus aber gleichzeitig auch eine Begeisterung für den Holzschnitt als selbständige künstlerische Sprache. Ich halte ihn für einen der wichtigsten brasilianischen Künstler der Gegenwart.
Ferreira Gullar, 31.3.97. Übersetzung: Marilidia Wiskemann


Rubem C. Grilo wurde am 28.8.1946 in Pouso Alegre, Minas Gerals (Brasilien), geboren. 1969 schloss er seine Ausbildung als Agronom ab. Im Jahr 1971 entstanden seine ersten Holzschnitte. Ab 1975 machte er HolzschnItte, als Illustrationen für verschiedene brasilianische Zeitungen, einschliesslich Oplnião, Movimento, Folha de Säo Paulo und Retrato do Brasil. 1985 veröffentlichte «Circo Editorial» Grilos Holzschnitte aus den Jahren 1980-85. Rubem C. Grilo realisierte mehrere Einzelausstellungen und hat an verschiedenen Gruppenausstellungen teilgenommen. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter im Jahr 1990 anlässlich der internationalen Triennale XYLON 11 den zweiten Preis XYLON. Rubem C. Grilos Werke wurden auch publiziert in Fachzeltschriften wie Graphis, Novum und Who's Who in Art Graphic (Schweiz), Idea (Japan), Print (USA) und anderen. Er lebt und arbeitet in Rio de Janeiro, Brasilien. Für seine Holzstiche verwendet er «Paumarfim» (Elfenbeinholz). Die Abbildungen dieser Ausgabe sind Reproduktionen der OriginalHolzstiche.

 

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